Betonverankerungen
Die richtige Befestigung für jede Anwendung – warum die Wahl entscheidend ist

Im Holzbau geht es nicht nur um den perfekten Zuschnitt oder die präzise Verbindung von Balken – es geht auch darum, dass das, was befestigt wird, dauerhaft hält. Gerade bei der Verbindung von Holzkonstruktionen mit Beton ist die Wahl der richtigen Schraube oder Verankerung entscheidend.
In der holzverarbeitenden Branche ist Präzision nicht nur bei der Arbeit mit Holz selbst gefragt, sondern auch bei der Auswahl der Verbindungsmittel. Eine häufig unterschätzte, aber entscheidende Rolle spielen dabei Schrauben. Ob beim Bau einer Holzfassade oder bei der Montage einer Unterkonstruktion auf Beton – die Wahl der passenden Befestigung beeinflusst nicht nur die Langlebigkeit der Verbindung, sondern auch die Sicherheit der gesamten Konstruktion. So haben Betonschrauben für Fassadenkonstruktionen im modernen Holzbau einen sehr hohen Stellenwert, sagt Produktmanager für Holzbau Thomas Josi. «Oft werden Beton- oder Backsteinbauten mit Holzfassaden eingekleidet. Genau hier kommen diese Schrauben zum Einsatz.»
Warum ist die Wahl der richtigen Schraube so wichtig?
Schrauben sind mehr als nur einfache Verbindungselemente. Sie müssen unterschiedlichen Anforderungen standhalten: Feuchtigkeit, Holzverformungen, Brandbelastung, Korrosion oder Kontakt mit verschiedenen Materialien.
Auch klimatische Bedingungen spielen eine Rolle. Eine Schraube im Innenbereich unterliegt ganz anderen Belastungen als eine, die direkt der Witterung oder gar Meeresluft ausgesetzt ist. Deshalb müssen neben der mechanischen Festigkeit auch Korrosionsschutz, Feuerverhalten und Materialkompatibilität berücksichtigt werden.
Holzfeuchte: Betonverankerung als massgebender Faktor
Holz quillt bei Feuchtigkeit und schwindet bei Trockenheit. Diese natürlichen Bewegungen erzeugen ungewollte Kräfte auf Schraubenverbindungen. Wird dies nicht berücksichtigt, kann es zu Verformungen, Rissen oder einem strukturellen Versagen kommen. Vor allem bei Metall-Holz-Verbindungen wirkt die Schraube als starres Element – die Bewegung des Holzes erzeugt hohe Quer- oder Axialkräfte.
«Bei der Auswahl oder Montage von Betonverankerungen in Kombination mit Holzbauteilen geht man häufig davon aus, dass die Verankerung im Holz der massgebende Faktor für die Ausarbeitung der Details ist, um Quellen und Schwinden entgegenzuwirken», sagt Peter Lang, Product Support und Networker bei Rothoblaas. Allerdings sind Einflussfaktoren wie Rand- und Mindestabstände im Beton um einiges grösser als im Holz, wie er sagt. Um ein möglichst effizientes Resultat zu erzielen, müssten insbesondere betonseitig Verbindungslösungen mit Bedacht gewählt werden.
Korrosionsbeständigkeit – kein Luxus, sondern Notwendigkeit
Holz arbeitet. Und es beeinflusst seine Umgebung – auch die Schraube. Feuchtigkeit, Holzart, Luftverschmutzung oder der Einsatzort wirken sich massiv auf die Lebensdauer einer Verbindung aus. Um Korrosion dauerhaft zu vermeiden, spielen vor allem im Aussenbereich – etwa bei Terrassenkonstruktionen oder Carports – Schraubenmaterialien oder -beschichtungen eine entscheidende Rolle. «Für Montagen im Aussenbereich empfehlen wir Edelstahl-Schrauben oder feuerverzinkte Schrauben», sagt Michael Ramseier, Produktmanager bei Profix. Eine Feuerverzinkung im Aussenbereich könne je nach Umgebung und Zinkschicht eine Lebensdauer von 50 Jahren und mehr erreichen.
Dabei spielt auch die Art des Holzes eine zentrale Rolle. «Viele Laubhölzer entwickeln aggressive Gerbsäure, welche auch gewisse Edelstähle angreift. Da reicht dann nur noch ein Edelstahl A4 aus, um der Gerbsäure standzuhalten», rät Michael Ramseier. Erfahrung und technisches Know-how sind dabei unabdingbar, um den richtigen Edelstahl für ein bestimmtes Holz zu bestimmen.
Brandverhalten: Metallschwäche vs. Holzsicherheit
Im Brandfall versagen Metalle wie Stahl viel schneller als Holz – sie verlieren rasch ihre Tragfähigkeit. Eine verkohlte Holzoberfläche schützt den Querschnitt, während eine ungeschützte Schraube zur Schwachstelle wird. «Bei Betonschrauben reden wir von einer sehr deutlichen Reduktion der Tragfähigkeit im Brandfall. Immerhin lassen sich 120 Minuten Feuerwiderstandsdauer erreichen», sagt Peter Lang von Rothoblaas. Das hängt damit zusammen, führt er aus, dass die bei Betonverankerungen zum Einsatz kommenden Ankerschrauben zumeist aus Kohlenstoffstahl gefertigt sind, der im Brandfall schnell an Tragfähigkeit verliert. «Deshalb ist es oft notwendig, das gesamte Anschlussdetail zu kapseln», so Lang. Dabei wird eine Verbindung derart geschützt, dass sie im Brandfall nicht direkt dem Feuer ausgesetzt ist.
Beschichtung und Material – Technik, die schützt
Moderne Schrauben sind kleine Hightech-Komponenten. Verschiedene Beschichtungen bieten für jede Umgebung den passenden Schutz. Je aggressiver das Umfeld, desto höher die Anforderungen. So kann die falsche Wahl zur vorzeitigen Korrosion führen – und damit zu kostenintensiven Nacharbeiten.
Betonschrauben sind in verschiedenen Ausführungen erhältlich, darunter blauverzinkt, mit Zinklamellenbeschichtung und aus Edelstahl. Jede Variante bietet spezifische Eigenschaften und ist für unterschiedliche Anwendungen geeignet. «Die blauverzinkten Betonschrauben eignen sich ausschliesslich für den trockenen Innenbereich in absolut korrosionsfreier Umgebung», sagt Michael Ramseier.
Der Einsatz von zinklamellenbeschichteten Schrauben empfiehlt er hingegen nur im Innenbereich bei schwach- oder mittelkorrosiver Umgebung. Bei Betonverankerungen im Aussenbereich sollte hingegen auf Edelstahlschrauben zurückgegriffen werden, insbesondere im witterungsausgesetzten Aussenbereich sowie bei feuchtem Untergrund, führt er aus.
Beton ist nicht gleich Beton – fünf Systeme zur Verankerung im Vergleich
Ein gutes Beispiel dafür, wie unterschiedlich die Anforderungen an Verbindungselemente sein können, zeigt sich bei Betonverankerungen. Nicht nur die Wahl der richtigen Verankerung spielt dabei eine tragende Rolle, sondern auch die Handhabung. «Die schlechte oder fehlende Reinigung des Bohrlochs ist ein häufig unterschätzter Fehler», betont Thomas Josi. Dies könne sich massiv auf die Auszugswerte auswirken.
Nachfolgend sind verschiedene Systeme aufgeführt, bei denen solche Faktoren mehr oder weniger zum Tragen kommen:
Bolzenanker
Funktionsweise: Der Bolzenanker arbeitet über Reibschluss. Das bedeutet, dass er sich durch das Spreizen im Bohrloch festklemmt.
Vorteile: Schnelle Montage, günstige Lösung
Nachteile: Nicht für geringe Randabstände geeignet (mind. 100 mm empfohlen), nicht demontierbar
Besonderheiten: Bohrloch muss exakt dem Schraubendurchmesser entsprechen, Reinigung ist essenziell
Typische Anwendung: Massivholzkonstruktionen auf Betonfundamenten, bei denen ausreichend Randabstand vorhanden ist
Betonschraube
Funktionsweise: Gewinde im Bohrloch schafft eine formschlüssige Verbindung mit spreizdruckfreier Verankerung
Vorteile: Schnelle Montage, kein Dübel nötig, demontierbar und wiederverwendbar, besonders geeignet bei beengten Platzverhältnissen, gute Tragfähigkeit auch bei geringem Randabstand
Nachteil: Montage erfordert exakte Bohrlochreinigung und Bemessung
Besonderheiten: Setztiefen müssen exakt eingehalten werden, Einschraubwinkel beachten, verschiedene Kopfformen verfügbar
Typische Anwendung: Montage von temporären Bauteilen oder Hilfskonstruktionen auf Beton, Unterkonstruktionen für Fassaden oder Vordächer, bei denen Präzision und Optik zählen
Injektionsmörtel
Funktionsweise: Der Mörtel umschliesst die Gewindestange und härtet aus – ohne Spreizdruck
Vorteile: Sehr hohe Tragfähigkeit – auch bei Lochstein, Porenbeton oder gerissenem Beton; kleine Randabstände möglich
Nachteile: Nicht demontierbar, höherer Materialverbrauch, aufwendigeres Handling
Besonderheiten: Bohrlochreinigung ist entscheidend, Auswahl von Patronen oder Siebhülsen je nach Anwendung erforderlich
Typische Anwendung: Sanierungen, nachträgliche Befestigungen, kritische Baustoffe
Verbundankerpatronen
Funktionsweise: Glaspatrone mit Kunstharz und Härter wird ins Bohrloch eingelegt. Beim Eindrehen der Ankerstange zerbricht die Patrone, der Inhalt vermischt sich und härtet aus – ohne Spreizdruck
Vorteile: Hohe Tragfähigkeit, einfache und saubere Handhabung, kein separates Mörtelinjektionsgerät nötig
Nachteile: Einmalige Verwendung (keine Wiederverwendbarkeit), begrenzte Verarbeitungszeit nach Öffnen, auf passende Ankerstange angewiesen
Besonderheiten: Keine Spreizkräfte – daher auch für geringe Randabstände und kritische Untergründe geeignet, Bohrlochreinigung zwingend erforderlich
Typische Anwendung: Befestigung von schweren Lasten wie Maschinen, Konsolen oder Geländern in Beton und Vollstein, insbesondere bei Sanierungen oder Einzelbefestigungen
Nylondübel
Funktionsweise: Spreizdübel aus Kunststoff, der sich beim Einschrauben durch die Schraube im Bohrloch ausdehnt und so Reibschluss erzeugt
Vorteile: Günstig, einfach zu montieren, universell einsetzbar für viele Untergründe
Nachteile: Geringe Tragfähigkeit, nicht für strukturelle oder schwere Betonbefestigungen geeignet, temperatur- und alterungsempfindlich
Besonderheiten: In Kombination mit handelsüblichen Schrauben einsetzbar, auf passenden Schraubendurchmesser achten
Typische Anwendung: Leichte Befestigungen wie Kabelkanäle, Leuchten oder Sockelleisten in Beton, Mauerwerk oder Vollstein
Fazit: Wer das Beste aus seiner Befestigung herausholen will, muss sie richtig wählen
Die Wahl der richtigen Befestigung ist kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis fundierter Planung. Wer spezifische Eigenschaften berücksichtigt – von der Korrosions- über die Brandbeständigkeit bis hin zur mechanischen Beanspruchung und den Anforderungen des jeweiligen Untergrunds – legt den Grundstein für eine sichere und langlebige Verbindung.
Entscheidend ist dabei nicht nur das Material, sondern auch der Einsatzzweck, Randabstände, Tragfähigkeiten und der Umstand, ob eine spätere Demontage gewünscht ist.
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