Haus des Holzes
Haus des Holzes: Leuchtturmprojekt für nachhaltiges Bauen

Der Holzbau entwickelt sich stetig weiter – und mit ihm auch die Möglichkeiten für Schreinereien und Zimmereien. Das Haus des Holzes in Sursee zeigt eindrucksvoll, was heute mit Holz als Baustoff möglich ist.
Der Hauptsitz der PIRMIN JUNG Schweiz AG ist nicht nur ein Vorzeigeprojekt für nachhaltiges und digitales Planen und Bauen mit Holz, sondern auch eine wertvolle Inspiration für Handwerksbetriebe, die nach neuen Ideen und zukunftsweisenden Lösungen suchen. Das sechsgeschossige Gebäude demonstriert eindrucksvoll, wie traditionelles Handwerk, ein innovatives Baukonzept und modernste digitale Planungsmethoden ineinandergreifen können.
Ein Gebäude, das zeigt, was im Holzbau möglich ist
Mit einer Fläche von rund 1200 Quadratmetern für eigene Büros, zusätzlichen 900 Quadratmetern vermietbarer Bürofläche, sechs Wohnungen und einem Yoga-Studio ist das Haus des Holzes ein Multifunktionsgebäude, das komplett aus Holz gebaut wurde – bis auf das Untergeschoss. «Wir wollen mit dem Projekt aufzeigen, wie man unserer Ansicht nach zukünftig bauen sollte: klimagerecht und kreislauffähig», bringt Unternehmer und Bauherr Pirmin Jung die Intention hinter dem Projekt auf den Punkt. Das Objekt kann von einer kommenden Generation auseinandergenommen und ein wesentlicher Teil der verschiedenen Bauelemente, Bauteile und Materialien wiederverwendet werden. Dieses kreislauffähige Konzept ist besonders für Betriebe aus der Holzverarbeitungsbranche interessant, die nachhaltige, flexible und modulare Bauweisen für ihre Kunden umsetzen möchten.
«Wir haben versucht, die Nachhaltigkeit auf die Spitze zu treiben.»
Pirmin Jung
Mehr Nachhaltigkeit durch Schweizer Holz
«Wir haben versucht, die Nachhaltigkeit auf die Spitze zu treiben», sagt Pirmin Jung. Das Gebäude wurde nach dem Standard nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS) mit Platin zertifiziert und erhielt eine Bewertung mit der Note 5.7 – ein herausragender Wert. Dazu beigetragen hat auch der Umstand, dass Räume im Erdgeschoss Externen vermietet werden und der Aussenbereich mit einer biodiversitätsfördernden Bepflanzung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.

Für Holzverarbeitende besonders interessant: 94 Prozent der verbauten 1650 Kubikmeter Holz stammen aus der Schweiz, und die gesamte Holzmenge wächst innerhalb von 80 Minuten nach. «Alle 80 Minuten produzieren die Schweizer Wälder ein Haus des Holzes», verdeutlicht Pirmin Jung diesen Aspekt. Für Schreinereien und Zimmereien bedeutet das: Regionale Rohstoffe und kurze Transportwege nutzen sowie nachhaltige Projekte umsetzen – ein wachsendes Kaufargument für viele Kundinnen und Kunden.
Digitale Planung: Die Zukunft des Handwerks
Ein weiteres Highlight des Projekts ist der konsequente Einsatz digitaler Planungsmethoden wie Building Information Modeling (BIM). Dies ermöglicht eine präzisere Planung, optimiert den Materialeinsatz und erleichtert die Abstimmung zwischen verschiedenen Gewerken. «Wir haben in der Planung und Ausführung die heute bekannten digitalen Instrumente maximal möglich eingesetzt», betont Pirmin Jung. Als Vorlage diente den Handwerksbetrieben auf der Baustelle auf ihren Smartphones oder Tablets ein digitales Modell des Hauses, was massgeblich zur Vereinheitlichung der Planung, Umsetzung und der Pendenzenverwaltung beigetragen habe und so einiges vereinfachte.
«Alle 80 Minuten produzieren unsere Wälder ein Haus des Holzes.»
Pirmin Jung
Für Handwerksbetriebe bietet dies eine spannende Perspektive: Die Digitalisierung kann helfen, effizienter und wirtschaftlicher zu arbeiten, etwa durch genauere Materialkalkulationen, präzisere CNC-gesteuerte Fertigungsprozesse oder optimierte Arbeitsabläufe.
Schweiz erkennt den Wert vom Baustoff Holz früh
Es ist kein Zufall, dass ein solch ambitioniertes Projekt in der Schweiz umgesetzt werden konnte. Die Schweiz ist im Holzbau weltweit führend. Die Grundlage dafür wurde vor bald 40 Jahren durch die Gründung spezifischer Studiengänge für den Holzbau geschaffen, beispielsweise in Biel. Die dort ausgebildeten Ingenieurinnen und Ingenieure zeichnen sich durch eine grosse Praxisnähe aus und gestalten den Holzbau in der Schweiz aktiv mit – vom Einfamilienhaus bis hin zum Hochhaus. Ausserdem ist der Baustoff Holz dank materialunabhängiger Brandschutznormen bei grossen Gebäuden heute anderen Materialien gleichgesetzt. Das Schweizer Holzbauingenieurwesen leistete in diesem Bereich Pionierarbeit. Die Schweiz weist hier gegenüber anderen Ländern noch immer einen Vorsprung aus.

Auch im Planen und Konstruieren haben Ingenieurinnen und Ingenieure in der Schweiz gegenüber anderen Ländern mehr Spielraum: die geltenden SIA-Normen bilden die Leitlinie für das Konstruieren und Bemessen von Konstruktionen am Bau. «Die Normen in der Schweiz sind für uns im Ingenieurwesen eher Leitlinien, im Ausland sind sie meistens Leitplanken», erklärt Pirmin Jung. So gestaltet sich in Deutschland das praktische Umsetzen neuer Ideen aufgrund des engeren Normenkorsetts schwieriger, denn dort sind die Konstruktionen in der Norm geregelt und es dürfen nur Baustoffe, Bauteile und Verbindungsmittel mit einer Zulassung verbaut werden. Zusätzlich werden die Berechnungen der Tragwerksplanung von Prüfingenieuren auf die Übereinstimmung mit den Normenvorgaben kontrolliert.
«Die Normen in der Schweiz sind für uns im Ingenieurwesen eher Leitlinien, im Ausland sind sie meistens Leitplanken.»
Pirmin Jung
Für die Schweizer Holzbaubranche bedeutet dies eine starke Marktposition und ein hohes Mass an Innovationskraft. Projekte wie das Haus des Holzes zeigen, was möglich ist, wenn handwerkliches Können, effiziente Bauprozesse und nachhaltige Materialien zusammenkommen. Pirmin Jung setzt deshalb auch viel Hoffnung in die Schweizer Holzbaubranche und ist überzeugt, dass wir weltweit in einer Vorreiterrolle mit unserem Know-how dazu beitragen können, dass man in Zukunft nachhaltiger baut. «Wenn wir das schaffen, dann machen wir etwas richtig», sagt er.

Das grösste Projekt, an dem die PIRMIN JUNG Schweiz AG aktuell beteiligt ist, ist der ab 2030 beginnende Ersatzneubau Dock A mit Kommerzgebäude am Flughafen Zürich, der auf den Passagierebenen grösstenteils aus nachhaltigem Holz bestehen wird. Für ein Terminalgebäude dieser Grössenordnung ist das bislang einzigartig. «Zusammen mit meinem Team durfte ich das Planungsteam um das dänische Architekturbüro BIG bereits beim Wettbewerb tragend unterstützen», sagt Pirmin Jung und unterstreicht damit seine Passion für innovative Holzbauten.
Was können Schreinereien und Zimmereien aus dem Projekt lernen?
Das Haus des Holzes setzt Impulse für die Zukunft des Holzbaus und zeigt auf, welche Möglichkeiten sich für holzverarbeitende Betriebe ergeben:
Nachhaltigkeit wird immer wichtiger. Kundinnen und Kunden verlangen zunehmend nach ökologischen und kreislauffähigen Bauweisen und Materialien sowie nach regionalen Rohstoffen und Handwerksbetrieben.
Die Zukunft ist digital. Betriebe, die digitale Planungs- und Fertigungsmethoden wie BIM oder CNC-Steuerung nutzen, können ihre Effizienz steigern, Fehler reduzieren und wirtschaftlicher arbeiten.
Vernetzung und Zusammenarbeit sind der Schlüssel. Die enge Abstimmung zwischen Architekturbüros, Ingenieurinnen und Ingenieuren und ausführenden Firmen ist entscheidend für den Erfolg moderner Holzbauprojekte.
Mehrgeschossige Holzbauten sind machbar. Der Holzbau ist längst nicht mehr auf Einfamilienhäuser beschränkt. Auch für Gewerbebauten und komplexe Bauprojekte ist Holz eine echte Alternative.

Unsere Spezialisten
rund um den Holzbau