Das Stecksystem IP55
IP55: Was das neue Stecksystem für den Anwender bedeutet
Ab 2025 gilt in der Schweiz die neue Norm SN 441011 mit staub- und strahlwassergeschützten Steckern und Steckdosen der Schutzart IP55. Das bringt einige Anpassungen für den sachgemässen Einsatz von Geräten im Aussenbereich mit sich.
Die seit dem 1. März 2019 gültige Normenserie SN 441011 mit dem Stecksystem der Schutzart IP55 garantiert einen Schutz von Steckern und Steckdosen gegen das Eindringen von Staub und Wasser nicht nur wie bis anhin mit geschlossenem Klappdeckel, sondern auch in gestecktem Zustand. Nach einer Übergangsfrist für Hersteller und Händler dürfen ab dem 1. Januar 2025 ausschliesslich noch Erzeugnisse und Geräte abgegeben, installiert oder montiert werden, die der neuen Norm entsprechen.
Was bedeutet IP55?
Anhand der Schutzarten (International Protection Codes) lässt sich bestimmen, gegen welche Einflüsse ein Produkt geschützt ist und in welchem Ausmass das Eindringen von Fremdkörpern und Feuchtigkeit in das Geräteinnere verhindert wird. Eine der bekanntesten Schutzarten ist dabei die IP Schutzart (IP-Code), wie beispielsweise IP55. Die Abkürzung IP steht dabei für International Protection, die im englischen Sprachgebrauch auch mit Ingress Protection (Schutz vor Eindringen) übersetzt wird. Die erste Kennziffer gibt den Schutzgrad des Gehäuses gegen Berührungen sowie das Eindringen von Fremdkörpern unter Berücksichtigung ihrer Grösse, die zweite denjenigen gegen eindringendes Wasser und Feuchtigkeit an.
Übersicht zu den Schutzarten |
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1. Kennziffer | Berührungs- und Fremdkörperschutz | 2. Kennziffer | Wasserschutz |
0 | Kein Schutz | 0 | Kein Schutz |
1 | Schutz gegen Eindringen von Fremdkörpern Ø ≥ 50 mm | 1 | Schutz gegen senkrechtes Tropfen |
2 | Schutz gegen Eindringen von Fremdkörpern Ø ≥ 12 mm | 2 | Schutz gegen schräg fallende Tropfen bis 15° Neigung |
3 | Schutz gegen Eindringen von Fremdkörpern Ø ≥ 2.5 mm | 3 | Schutz gegen Sprühwasser |
4 | Schutz gegen Eindringen von Fremdkörpern Ø ≥ 1 mm | 4 | Schutz gegen allseitiges Spritzwasser |
5 | Staubgeschützt | 5 | Schutz gegen Strahlwasser |
6 | Staubdicht | 6 | Schutz gegen Schwallwasser |
7 | Schutz gegen zeitweiliges Untertauchen | ||
8 | Schutz gegen dauerndes Untertauchen | ||
IP-Schutzarten gemäss SN EN 60529 |
Die Bandbreite reicht dabei von keinem Schutz (IP00) bis hin zu Produkten, die vollständig vor Berührungen und Staub geschützt sind und gleichzeitig ein dauerhaftes Untertauchen aushalten (IP68). Mit IP55 klassifizierte Produkte bieten neben einem kompletten Berührungsschutz (Staub kann in geringen Mengen eindringen) Schutz vor Strahlwasser aus einem beliebigen Winkel.
Warum wurde das neue Stecksystem eingeführt?
Im Unterschied zu anderen europäischen Stecksystemen erfüllten die bisherigen Schweizer Steckdosen für Haushalt- und ähnliche Anwendungen für den Einsatz im Aussenbereich einen Schutzgrad IP44 ausschliesslich mit geschlossenem Klappdeckel. Dieses Defizit konnte mit der Einführung der Normenserie SN 441011 behoben werden: Die neuen Stecker und Steckdosen bieten neu auch einen Schutz gegen das Eindringen von Wasser im gesteckten Zustand. «Für die Zukunft garantiert das neue Stecksystem für alle Anwendungen im Aussenbereich eine sichere Verbindung, sobald alle alten Geräte und Komponenten vom Markt verschwunden sind», ordnet Marcel Kramer, Mitarbeiter im Aussendienst bei der Lectra Technik AG, den Mehrwert des neuen Systems ein.
Die Einführung des Stecksystems der Schutzart IP55 hat zur Folge, dass die bisher mit IP54/IP55 gekennzeichneten Steckdosen (zum Beispiel NAP und NUP) ab dem 1. Januar 2025 nur noch mit IP21 bezeichnet in Umlauf gebracht werden. NAP/NUP-Modelle bleiben indes geeignete Produkte für das Anbringen an Orten, wo eine erhöhte mechanische Festigkeit gefordert ist und eine Schutzart gegen das Eindringen von Wasser ≤ IP21 ausreichend ist, wie beispielsweise in Werkstätten. IP55-Steckdosen hingegen müssen in all jenen Bereichen installiert werden, wo die Schutzart IP21 keinen ausreichenden Schutz bieten kann, wie beispielsweise auf Baustellen.
«Es gelten keine Umrüstungsvorschriften.»
Marcel Kramer
Mitarbeiter im Aussendienst Lectra Technik AG
Wo kommen die neuen Stecker zur Anwendung?
Grundsätzlich gilt die Regelung, dass Geräte, die an einem Ort eingesetzt werden, wo ein IP-Schutz ≥ IP20 gefordert ist, über IP55-Stecker verfügen müssen, allerdings bis zu einer Auswechslung nach wie vor in gleicher Funktion verwendet werden dürfen. «Es gelten diesbezüglich keine Umrüstungsvorschriften», präzisiert Marcel Kramer die neuen Vorgaben.
Davon betroffen sind insbesondere Geräte, die im Aussenbereich, der Landwirtschaft, im Gartenbau oder auf der Baustelle zum Einsatz kommen. Daraus ergeben sich folgende Möglichkeiten:
- Geräte, welche unbeaufsichtigt über einen längeren Zeitraum im Einsatz sind und nicht handgeführt sind wie z.B. Steckdosenverteiler;
- Geräte, die aufgrund ihrer Art und der Verwendung eine erhöhte Schutzart erfordern wie z.B. Hochdruckreiniger und Betonmischer;
- Geräte, die freiwillig mit Steckern der Schutzart > IP21 ausgerüstet werden;
- Geräte, deren Stecker aufgrund von Anforderungen in der entsprechenden Produktenorm eine erhöhte Schutzart aufweisen müssen.
Produkte hingegen, die ausschliesslich für den trockenen Innenbereich vorgesehen sind, sich nur während der Benutzung im Freien befinden oder die aufgrund der Betriebsanleitung nicht bei Regen im Freien verwendet werden, dürfen nach wie vor mit IP20-Steckern ausgerüstet sein.
Die Vorschrift bezieht sich ausschliesslich auf das Schweizer, jedoch nicht auf das europäische Stecksystem. Ein IP44-Produkt ist folglich für den Aussenbereich zulässig, solange alle Schweizer Komponenten des Systems der neuen Norm genügen.
Sind das bisherige und neue System kombinierbar?
Das bestehende Schweizer Stecksystem und das neue IP55-Stecksystem sind kompatibel. Die meisten heute gebräuchlichen Stecker lassen sich in die neuen IP55-Steckdosen und die neuen IP55-Stecker in die meisten heute verwendeten Steckdosen anschliessen. So ist es beispielsweise zulässig, einen Raclette-Grill oder eine Stehlampe auf dem Sitzplatz oder dem Balkon an einer neuen IP55-Steckdose zu betreiben.
Allerdings gibt es auch Stecker auf dem Markt, die sich nicht in IP55-Steckdosen einführen lassen, weil sie zu voluminös sind oder die Stifte keinen Kontakt herstellen. Ausserdem sind Kombinationen möglich, bei denen sich IP20-Stecker nur mit übermässigem Kraftaufwand in IP55-Steckdosen einführen lassen. Ein volllständiger Schutz ist daher nur dann gewährleistet, wenn sowohl Stecker als auch Steckdose mit IP55 gekennzeichnet sind.
Adapter, Verlängerungskabel, Steckdosenleisten und Kabelrollen
Fixadapter für Stecker mit der Schutzart IP55 sind nicht zulässig. Für Geräte im Aussenbereich, welche gemäss Produktenorm mit einem IP20-Stecker ausgerüstet werden dürfen, kann der Fixadapter als Alternative zum Schweizer IP20-Stecker allerdings weiterhin eingesetzt werden. Um das Eindringen von Wasser in die Kombination aus ausländischem Stecker und Fixadapter in solchen Fällen zu vermindern, wird zur Verbesserung der Abdichtung empfohlen, eine Moosgummidichtung anzubringen. Bei Zwischenadaptern müssen sowohl Stecker als auch Steckdose die Schutzart IP55 erfüllen, Mehrfachadapter für das Stecksystem IP55 sind hingegen nicht zulässig.
Adapterkabel, welche über einen Schweizer Stecker und eine Schweizer Kupplung verfügen, müssen an beiden Enden demselben Schutzgrad entsprechen. Wenn sie jedoch aus einer Kombination von Schweizer Stecker beziehungsweise Kupplung auf der einen Seite und europäischem CEE-Industriestecker bzw. -kupplung auf der anderen Seite bestehen, können sie durchaus einen unterschiedlichen Schutzgrad aufweisen.
Verlängerungskabel, Steckdosenleisten und Kabelrollen, die für den Einsatz bei Feuchtigkeit und Schmutz (Schutzart IP44 oder höher) angepriesen werden, müssen mit Steckern, Steckdosen und portablen Steckdosen der Schutzart IP55 ausgerüstet sein.
Was ist bei der Neuanschaffung von Geräten zu beachten?
Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass neue Geräte und Anlagen mit einer Schutzart > IP21 mit eingebauten Steckdosen wie Baustrom- und Steckdosenverteiler, Kabelrollen, Generatoren oder Bauscheinwerfer mit Steckdosen der Schutzart IP55 oder internationalen IP44-Industriesteckdosen ausgestattet sein müssen.
«Die neuen Geräte bieten einen höheren Selbstschutz für den Anwender.»
Niklaus Bühlmann
Produktmanager für Maschinen und Werkzeuge
Bei der Anschaffung von Geräten, die aufgrund der Verwendung oder den Umgebungsbedingungen einen erhöhten Schutz benötigen, ist daher darauf zu achten, dass sie jeweils über die neuen IP55-Stecker verfügen. «Die neuen Geräte haben den Vorteil, dass sie einen höheren Selbstschutz für den Anwender bieten», betont Niklaus Bühlmann, Produktmanager für Maschinen und Werkzeuge. Aus diesem Grund sei es auch ratsam, wo nötig auf Geräte mit dem neuen Stecksystem umzusteigen.
«In unserem Sortiment sind alle Produkte zu finden, die einen optimalen Schutz beim professionellen Arbeiten auch im Aussenbereich garantieren», sagt Niklaus Bühlmann. Wappnen Sie sich deshalb für eine sichere Zukunft und bestellen Sie noch heute unsere qualitativ hochstehenden Geräte, die vollumfänglich der Schutzart IP55 entsprechen.